18.08.2016 Eingehende Untersuchung einer Astausbruchstelle an Winter – Linde (Tilia cordata)

Am 18.08.2016 wurde zusammen mit Hermann Lentner in Böbrach im Bayerischen Wald ein Astausbruchsschaden an einer Winterlinde begutachtet. Der Ast ist vor etwa 3 Jahren ausgebrochen. Der Ausbruch befindet sich auf einer Höhe von 8 m.

Dieses Frühjahr mussten die Arbeiten aufgrund eines Hornissennestes abgebrochen werden. Nun sollte beim zweiten Anlauf eine Begutachtung mit anschließender Maßnahmenempfehlung durchgeführt werden. Die Maßnahmen wurden unmittelbar beauftragt und ausgeführt. Dazu wurde zunächst eine allgemeine Sichtkontrolle vom Boden aus durchgeführt. Relevante Parameter wie die Baumhöhe (gemessen mit einem Höhenmesser von Suunto), Stammumfang, Form des Stammquerschnitts, Kronenform mit Kronendurchmesser (nach SIA „Ellipsoid auf Stützen“, für die folgende statische Berechnung mit TreeCalc wurde ein rel. Foto aus der Hauptwindrichtung Westen gemacht) sowie weitere Merkmale einer gewöhnlichen Baumkontrolle aufgenommen.

Anschließend wurden die Untersuchungen in Seilklettertechnik weitergeführt.

Nachdem der Verfasser beide Klettersysteme eingebaut hat wurde zudem eine Seilrolle mit Seil installiert, um die notwendigen Werkzeuge und Geräte in den Baum zu bekommen und dort eine flexible Basisstation aufbauen zu können (siehe Abb. 4 & 5). Die Höhe sowie der Querschnitt auf Höhe des Schadens wurde mittels Maßband vermessen. Mit einem Bohrwiderstandsmessgerät der Firma IML wurden zwei Bohrungen durchgeführt um die exakte Restwandstärke zu ermitteln. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass dieses Verfahren aufgrund des entstehenden Schadens nicht unumstritten ist und von uns auch nur überlegt und in Sonderfällen eingesetzt wird.

Nun wurde der Zustand mit den ermittelten Parametern und der TreeCalc Software vor Ort eingeschätzt und daraus notwendige baumpflegerische Maßnahmen mit dem Kunden abgesprochen. Um die Bruchsicherheit des Baumes gewährleisten zu können war eine Kroneneinkürzung um 10 % nötig. Diese wurde gleich im Anschluss durchgeführt. In der benachbarten Linde wurde eine 4 to Kronensicherung als Bruchsicherung eingebaut um einen V-Zwiesel mit deutlich eingewachsener Rinde und damit einer kritischen Vergabelung zu sichern. Einbauhöhe bei Bruchsicherungen immer im oberen drittel von der Schadstelle aus betrachtet.

Die Arbeiten wurden stets von den Pferden auf der naheliegenden Koppel beobachtet (bzw. kritisch beäugt (;). Die Pferde verzehrten anschließend sehr zufrieden Teile des Lindenschnittguts. Welches sich übrigens auch im Salat sehr gut macht. Die Linden-Knospen eignen sich außerdem bestens als kleiner Snack für zwischendurch.

Hier nun noch einige Bilder:

Abb. 1: Linde mit Schadstelle auf 8 m
Abb. 2: links der Stamm der Nachbarlinde
Abb. 3: Linden - Ensemble
Abb. 4: Ausbruchschaden und Basisstation, Pilzfruchtkörper des Gemeinen Spaltblättlings (Schizophyllum commune) auf der linken Stammhälft
Abb. 5: Ausbruch