Obstbaumschnitt nach Oeschberg

März 2020. Treeletics Baumpflege, Obstbaumschnitt.
Im Folgenden zeigen wir einige Bilder von Obstbäumen die wir dieses Frühjahr geschnitten haben. Teilweise auch in Zusammenarbeit mit der Obstbaumschnittschule.

Geschnitten wurden verschiedene Birnen- (Pyrus sp.) und Apfelsorten (Malus sp.). Wir schnitten Jung- und Umstellbäume. Bei Jungbäumen kann die Baumform, also die Kronenstruktur, noch sehr einfach hergestellt werden. Umstellbäume sind schon etwas älter. Deren Schnitt wurde vernachlässigt oder ohne Ziel geschnitten. Umstellbäume sind meist nicht älter als 15-20 Jahren (abhängig von der Wuchsgeschwindigkeit, der Baumart und der individuellen genetischen Anlage des Baumes). Wie der Namen schon verrät lassen sich deren Kronen noch umstellen bzw. umerziehen zu einer anderen Baumform. Auf Streuobstwiesen oder in Gärten schneiden wir oft nach dem Oeschberg Prinzip. Eine Technik die Anfang des 20. Jahrhunderts von Hans Spreng in der Schweiz entwickelt wurde und schon damals die bisherigen Kronenformen revolutionierte.

Nur einige Vorteile der Oeschbergkrone (Zählt zu den Pyramidalen Kronen):
-Der Baum ist statisch ausbalanciert. Was bedeutet das Gerüst so zu erziehen, dass der Baum (sein Stamm und seine Krone aber auch das Wurzelwerk) Früchte trägt ohne unter deren Last zu versagen. Wodurch Schäden entstehen würden welche die Lebensdauer des Baumes teils deutlich herabsetzen.
-Längen- und Dickenzuwachs der Äste sowie die Fruktifizierung/Fruchtbildung sind zueinander ausgewogen und möglichst gleichmäßig über die Jahre.
-In den ersten Jahren besteht ein erhöhter, meist jährlicher Schnittaufwand. Wenn die Krone mit einem Alter von 15-20 Jahren erfolgreich aufgebaut ist, erhöht sich das Schnittintervall deutlich auf etwa 5-7 Jahre.
-Gleichmäßiger, regelmäßiger und hochwertiger Fruchtertrag (durch guten Lichteinfall und ausbalancierte Krone).
-Durch den Kronenaufbau mit seinen Vier Leitästen entstehen Leitergassen wodurch die Bewirtschaftung (Baumschnitt und Ernte) erleichtert wird.
-Die natürlichen Wuchsgesetze von Bäumen werden berücksichtigt.
-Hohe Lebenserwartung.
-Die ertragsstärksten Bereiche befinden sich im unteren Teil des Baumes, wodurch die Ernte einfacher wird.
-Bei einer Vierer-Leitastkrone können die Äste auf einer bewirtschafteten Streuobstwiese optimal zur Fahrgasse ausgerichtet werden.

Nun Folgen einige Bilder von geschnittenen Bäumen:

1. Apfelbaum Umstellbaum, es wurde vor einem Jahr bereits mit der Umstellung zur Oeschbergkrone begonnen.

Apfelbaum vo dem Schnitt
Erstes Bild des Apfelbaums vor dem Schnitt. Die Oeschbergkrone ist dabei schon deutlich zu erkennen.
Bild des Apfelbaumes
Zweites Bild des Apfelbaumes vor dem Schnitt aus einer anderen Perspektive.
Erstes Bild des Apfelbaums nach dem Obstbaumschnitt
Erstes Bild des Apfelbaumes nach dem Oeschbergschnitt. Da im letzen Jahr bereits mit der Umstellung zur Oeschbergkrone begonnen wurde ist der Schnittaufwand dieses Mal schon geringer.
Nach dem Schnitt
Zweites Bild des Apfelbaumes nach dem Schnitt aus einer anderen Perspektive. Mit den ökologisch abbaubaren Bindfäden aus Jute werden die Äste in die optimale Form gebracht.

2. Birne, Umstellbaum. Wenn Äste schon sehr dick sind, können sei nicht immer in die perfekte Form gebracht werden. Allerdings ist schon einiges möglich und so findet man einen guten Kompromiss.

Birnbaum Öschbergkrone
Bild eines Birnbaums nach dem Schnitt. In den ersten etwa 13 Standjahren des Baumes wurden die Bäume nur zu Anfang geschnitten, weshalb die Umstellung zu einer Oeschbergkrone etwas schwierig und aufwändig ist. Das natürliche Wachstum der Birnenäste ist steiler als das der Äpfel, weshalb bei Birne einige Äste herabgebunden werden.

3. Apfelbaum. Mit Jungbaumschnitt zur Oeschbergkrone. Der Baum hat am Standort etwa ein Alter von 6 Jahren und wurde bisher nicht geschnitten. Der Aufwand ihn zu einer Oeschbergkrone umzuerziehen ist daher auch größer und es fällt allerhand Schnittgut an. Aber der Aufwand wird sich auszahlen und der Folgeaufwand immer geringer werden. Darüberhinaus wird der Baum schon bald gute Früchte tragen.

Foto eins vor dem Schnitt. Die Krone ist ungeordnet. Äste Kreuzen sich und es gibt keine Hierarchie, wodurch einige Äste um die Leitung konkurieren und dadurch wichtige Belange wie Statik und Fruchtbildung aus dem Fokus geraten.
Obstbaumschnitt in Caputh bei Potsdam
Foto zwei vor dem Schnitt aus einer anderen Perspektive. Es wird auch sichtbar, dass der Baum keine Baumscheibe hat. Dies ist vor allem in der Jugendphase wichtig, damit keine Kokurrenz um Wasser entsteht. Ist der Baum erstmal größer und sein Wurzelwerk weiträumiger ausgebreitet, macht ein oberflächlicher Bewuchs im Normalfall nichts mehr aus.
Foto eins nach dem Schnitt. Die Hierarchie in der Kronenstruktur ist wieder hergestellt. Die Leiäste wurden ausgewählt, geschnitten und deren Ausrichtung sowie deren Winkel durch Spreizen und Binden festgelegt.
Jungaumpflege bei Potsdam
Foto zwei nach dem Schnitt aus einer anderen Perspektive. Der Grundstein für eine optimale Entwicklung des Baumes ist nun gelegt. Zeit für Äpfel.